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Wurden Sie schon einmal als G’schichtldrucker*in bezeichnet? Nehmen Sie es beim nächsten Mal nicht als Beleidigung, sondern vielmehr als Kompliment! Denn die Fähigkeit, gute Geschichten zu erfinden und zu erzählen ist etwas ganz besonders Wertvolles.
Kinder werden früh mit Geschichten konfrontiert, denn der Alltag ist voller Geschichten. Wo Bücher eine Rolle spielen, schauen sie auch bald gebannt mit uns in die Seiten und wollen wissen, wie es weitergeht. Ab etwa drei Jahren beginnen Kinder schließlich, auch selbst zu Erzählerinnen und Erzählern zu werden.
Dabei machen sie in der Sprachentwicklung bedeutsame Fortschritte. Denn beim Erzählen geht es nicht mehr nur um einzelne Aussagen. Es geht darum, einen Zusammenhang herzustellen, der über den einzelnen Satz hinausgeht und für eine andere Person Sinn ergibt und nachvollziehbar ist. Kurz: Beim Erzählen produzieren wir schon eine Art kleinen Text. Außerdem verlassen Kinder dabei erstmals das Hier und Jetzt – denn sie sprechen über Ereignisse, die schon passiert sind, oder solche, die sie sich mit ihrer Fantasie ausgedacht haben.
Bis zum Schuleintritt und darüber hinaus entwickelt sich die Fähigkeit des Erzählens noch deutlich weiter. Wer aber schon vor der Schule viel mit Geschichten zu tun hatte und selbst gut erzählen kann, hat gute Voraussetzungen, dass ihm das Lesen und Schreiben einmal leichter fällt. Denn auch hier geht es darum, Texte und Sinnzusammenhänge zu verstehen. Das Vorlesen von Geschichten bringt Kinder außerdem spielerisch in Kontakt mit der Schriftsprache. Sie gewöhnen sich an den Klang und die besonderen Regeln der Schriftsprache, die oft anders ist, als das Mündliche, und haben dadurch einen Vorteil beim Lesenlernen.
Die Erzählforschung findet aber noch weitere faszinierende Vorteile: Geschichten sollen die Empathie der Menschen fördern, da wir uns in die Figuren hineinversetzen und mitfühlen. Und selbst wenn wir auf dem Bett liegen und tagträumen hilft uns das beim Problemlösen oder Planen von Situationen, die bevorstehen. Auch als Memotechnik werden Geschichten eingesetzt, indem man z.B. scheinbar sinnlose Informationen einfach in eine Geschichte verpackt und sie so plötzlich viel besser im Gedächtnis speichern und abrufen kann.
Last but not least: Erzählen – zumindest das mündliche Erzählen – ist eine universale Gewohnheit von Menschen. Überall auf der Erde, in allen Sprachen und in jedem Alter erzählen wir einander Geschichten. Unsere Liebe zu Geschichten verbindet uns also, egal wie alt wir sind und wo wir aufgewachsen sind.